n’Dréa – Der Kampf einer Frau auf ihre Weise zu sterben

Entschiedenermaßen war es eine viel schlimmere Aussicht mein Leben zu verlieren, als bloß zu sterben. Was könnte schlimmer sein, als dass einem die Freiheit unter dem Schatten eines vorhergesagten Todes weggenommen wird?

An die Leser*in

1985 erfuhr unsere Freundin und Gefährtin Andréa, dass sie Krebs hat. Sie unterzog sich einer Operation, einer Chemotherapie und Strahlenbehandlung, aber am Ende musste jede Hoffnung auf Genesung aufgegeben werden. 1990 bekam sie das Angebot zu einem Versuchskaninchen bei einer experimentellen Studie einer neuen Art von Medikament zu werden. Sie lehnte ab und gemäß einem lange zuvor entwickelten Schlachtplan durchtrennte sie all ihre Verbindungen zur Welt der Krankenhäuser und der Medizin. Das war ihre Art, die Kontrolle über ihr eigenes Lebensende zu bewahren. Sie schrieb zwei Briefe, eine an ihre Krankenpfleger*innen, den anderen an ihre Freundin Bella. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und sie kehrte zu ihren Freund*innen zurück, auf der Suche nach einer Komplizenschaft, die nicht auf der Krankheit beruhte, sondern auf der Solidarität mit ihrem Kampf. Wie sie es ausdrückte, hatte sie « viel Aufhebens » um eine « sehr gewöhnliche Sache » gemacht. Hier ist diese Geschichte.

Os Cangaceiros

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Nachwort

» Tod oder Freiheit! « In Zeiten der neuen pandemisch-legitimierten Realität scheint uns beides verwehrt zu bleiben. Ob es nun wegen der Pandemie ist oder aus irgendeinem anderen Grund, die schöne neue Weltordnung von Ausgangssperren, Kontaktverboten, Impfausweisen, Testzertifikaten und flächendeckenden Gentech-Impfungen, sie scheint jedenfalls entschlossen zu sein, uns alle bis zu unserem Tod medizinisch zu verwalten. Von allen möglichen Dystopien, musste es ausgerechnet die des globalen, klinisch sterilen Krankenhauses sein, in der wir uns von einem auf den anderen Tag wiederfanden?

Vor diesem Hintergrund hat uns n’Dréa wahrlich viel zu erzählen, auch wenn die Aussicht tatsächlich zu sterben im Falle ihrer Krebsdiagnose um einiges präsenter gewesen sein dürfte, als sie es im Falle einer Coronavirusinfektion für die meisten Menschen sein dürfte. Und doch, auch wenn es heute vielmehr die vage Möglichkeit einer bloßen Potentialität ist und weniger eine intuitive Gewissheit, die sich irgendwann im Verlaufe der monate- und jahrelangen Beschwerden einstellen mag, auch wenn wir heute bei weitem weniger durch gutes Zureden irgendwelcher » Kommunikationsbeauftragter « davon überzeugt, als vielmehr durch staatlichen Zwang genötigt werden, zu Versuchskaninchen der Medizin zu werden, die in uns kurieren will, wofür sie selbst und ihre Welt äußere Ursachen sind, kann n’Dréas Analyse der Medizin das selbst in diesem zugespitzten Szenario erhalten gebliebene Vertrauen einiger zu ihr in ihren Grundfesten erschüttern. Denn wie soll etwas, was bereits früher bloß die Interessen von Staat und Industrie (allen voran Atomlobby und Pharmaindustrie) anstelle der versprochenen Heilung der Menschen verfolgt hat, heute, wo diese Interessen weiter an die Oberfläche gespült wurden als je zuvor, dieses Versprechen plausibel einlösen?

n’Drea ist keine Wissenschaftlerin und sie liefert uns auch keine wissenschaftlichen Argumente gegen die Medizin oder eine ihrer Praktiken. Was sie uns anzubieten hat, ist ihre Erfahrung, ihr menschliches Urteilsvermögen und ihre Entschlossenheit sich nichts und niemandem zu unterwerfen. Durch die wissenschaftliche Brille betrachtet, mag manch ein*e arrogante*r Laborarbeiter*in in ihrem*seinem weißen Kittel über n’Dréas Ansichten, ihre Theorien und Vorwürfe herablassend schmunzeln und sich schnell wieder dem für den Laien gänzlich uninteressanten und unsichtbaren Inhalt seiner*ihrer Petrischale zuwenden. Es spricht sicherlich nicht für diese Gesellschaft, dass diese Perspektive heute vielleicht auch die derer sein mag, für die die Wissenschaft persönlich ein Buch mit sieben Siegeln bleibt. Aber jede*r, die*der sich noch wenigstens einen Rest seines Dranges zu leben bewahrt hat, weiß, dass n’Dréa etwas viel besseres anzubieten hat. Sie teilt keine kalte, formelhafte, verallgemeinerte Analyse mit uns, sondern ihre einzigartigen Erfahrungen. Erfahrungen, aus denen wir ziehen können, was wir wollen, aus denen wir Kraft schöpfen können, ebenso wie sie Wut und Verzweiflung in uns wecken können, und die wir, wenn sie uns nicht belieben, auch einfach beiseite legen können.

Auf dass sich selbst » unter dem Schatten eines vorhergesagten Todes « keine*r seine Freiheit nehmen lässt.

Mai 2021

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Da die erste Auflage mittlerweile so gut wie vergriffen ist, veröffentliche ich hier die Druckdatei als PDF. Eine zweite, stellenweise überarbeitete Auflage ist jedoch bereits in Planung.